Dolomiten UNESCO-Weltnaturerbe

Die Erklärung der UNESCO zum außergewöhnlichen universalen Wert der Dolomiten nach KRITERIUM VII „Angemeldete Güter sollten... überragende Naturerscheinungen oder Gebiete von außergewöhnlicher Naturschönheit und ästhetischer Bedeutung aufweisen“ lautet folgendermaßen:

„Die Dolomiten gelten als eine der imposantesten Berglandschaften weltweit. Ihre Schönheit gründet im Wesentlichen auf einer spektakulären Formenvielfalt. Gipfel, Pfeiler und Türme sowie Hochebenen mit Felsvorsprüngen, Zacken und Plateaus erheben sich steil über ausgedehnte Geröllablagerungen und sanfte Hügel. Die große Farbenvielfalt ergibt sich aus dem Kontrast zwischen den bleichen Felswänden und den darunter liegenden Wäldern und Wiesen. Die Berge weisen auch hohe Gipfel mit Schluchten auf; mancherorts stehen die Gipfel alleine da, mancherorts bilden sie Massive, die für atemberaubende Panoramen sorgen. Einige Felstürme erreichen über 1500 m Höhe und gehören zu den höchsten Dolomitfelswänden der Welt. Die unverkennbare Szenerie der Dolomiten gilt als Archetypus der „Dolomiten-Landschaft“ schlechthin. Geologen waren die ersten, die von der Schönheit dieser Bergmassive angelockt wurden. Ihre Schriften, Gemälde und Bilder unterstreichen die ästhetische Anziehungskraft dieser Berge.“

Das Welterbesystem “Schlern-Rosengarten & Latemar“ gehört zu den reizvollsten Gruppen der Dolomiten. Es besticht nicht durch mächtige Bergmassive, sondern durch viele kühne, spitze Türme und große Felswände. Die Landschaft weist mannigfaltige, eindrückliche Formen wie jene der Vajolettürme, der Latemartürme und des Schlern-Riffs auf. Wie mächtige Bollwerke erheben sich der Rosengarten und der Schlern über eine Geländeterrasse, zu deren Füßen im Nordwesten das Tierser Tal und das Eisacktal liegen, während sie im Süden vom Fassa- und vom Durontal begrenzt sind.

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Je nach Blickwinkel ändern diese Berge ihr Aussehen völlig, ohne aber ihr eigentümliches Profil zu verlieren. Der Schlern beispielsweise wirkt, von Bozen aus gesehen, wie ein riesiger Monolith mit ebenem Dach, vor dem die zwei Gipfel Santner und Euringer in den Himmel ragen - dieses Bild wurde zu einem der Wahrzeichen Südtirols. Von der Seiser Alm aus hingegen erscheint der Schlern als große Böschungsfläche aus geneigten Dolomitbänken, die in den weichen, grasbewachsenen Böden der Seiser Alm auslaufen.

Der Rosengarten präsentiert sich als scheinbar unendliche Reihenfolge spitzer Gipfel und Nadeln – Reste eines ehemaligen, ca. 240 Millionen Jahre alten Riffkörpers, der von den Vajolettürmen ausgehend zum offenen Meer in Richtung Südost wuchs.

Besonders spektakulär ist das im Tagesverlauf wechselnde Farbenspiel des Rosengartens von rosa über rot bis violett am Abend. Zahlreiche Legenden ranken sich um dieses Bergmassiv, allen voran jene um das Reich des Zwergenkönigs Laurin. Etwas abseits erhebt sich zwischen dem Fleimstal (Trentino) und dem Eggental (Südtirol) der Latemar. Prachtvoll anzusehen ist er vom Karer Pass aus: In den Gewässern des Karer Sees spiegelt sich das ehemals isolierte Latemar-Riffatoll mit den horizontalen Schichtflächen seiner Lagunenablagerungen und den schrägen Riffböschungen.

Dank der leicht zugänglichen Aufschlüsse, des vielfältigen Gesteinsaufbaus aus einerseits hellen Riffkalken und andererseits dunklen vulkanischen Ablagerungen sowie des großen Fossilienreichtums galten diese Berge bereits seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als bedeutendes Forschungsgebiet und sind mittlerweile zu einem der wichtigsten Bezugspunkte für die geologische Zeitskala der Mitteltrias (vor ca. 248 bis 236 Millionen Jahren) geworden.

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Das Welterbesystem ist morphologisch äußerst vielfältig. Das Gebirge ist gekennzeichnet von hoher Reliefenergie, das heißt einem großen Verhältnis zwischen Höhenunterschied und Flächeneinheit, starker tektonischer Zerlegung des Gebirges durch zahlreiche Bruchflächen, abwechslungsreichem Gesteinsaufbau mit entsprechend unterschiedlichem Verwitterungsverhalten, zahlreichen Zeugnissen von Klimaschwankungen in der Vergangenheit sowie einer breiten Palette verschiedener Massenbewegungen (Bergstürze, Rutschungen).
(Quelle: www.urbanistica.provincia.tn.it)


Josiah Gilbert und George Cheetham Churchill schrieben 1864 in ihrer Publikation „The Dolomite Mountains“ folgendes:

„Man stelle sich ein riesiges Amphitheater mit zerklüfteten und an ihrer Spitze gezackten Wänden vor, die sich vor den Augen des Betrachters 900 Meter in die Höhe schwingen, aufsteigend aus einem Abgrund zu seinen Füßen und im Falle der Rotwand-Spitze eine Höhe von 2.806 Meter über dem Meeresspiegel erreichend. Richtet es so ein, dass die Arme des Amphitheaters sich nach vorne bewegen, bis sie fast die Hälfte eures Sehfeldes umfassen und so von allen Seiten ein nacktes, desolates, gänzlich kahles Antlitz darbieten. Schuttmassen fließen rund um den ganzen Bogen des Amphitheaters herunter, drohen das gesamte darunterliegende Becken zu überfluten und nur einen schmalen, leuchtend grünen Streifen Weideland zu belassen, in dem man als dunklen Fleck eine Hütte ausmachen kann“.